17.11.2017

VBE-Landesvorsitzender zum Koalitionsvertrag von SPD und CDU:

„NEUE SCHULPOLITIK FÜR NIEDERSACHSEN – EIN SCHRITT NACH VORN – ZWEI SCHRITTE ZURÜCK?!“

- Erwartungen der Lehrerschaft werden auf die lange Bank geschoben -

 
 

„In einem Punkt sind sich wohl die beiden Koalitionäre von SPD und CDU einig geworden! Sie beteiligen sich nicht am bundesweit ausgerufenen Wettbewerb um die am besten universitär professionell ausgebildeten Lehrkräfte für die Grund - und Sekundarschulen (OBS, HS, RS, FöS) durch Steigerung der besoldungswirksamen Attraktivität (alle in A13). Stattdessen wollen sie beim leergefegten Lehrerarbeitsmarkt auf Seiten- und Quereinsteiger setzen, die angeblich den „Schulalltag“ bereichern - die Schulen vor Ort sprechen von „belasten“ - und als schulpädagogische und fachdidaktische Laien den „Pflichtunterricht“ qualitativ sichern sollen. So sind die zusätzlich angekündigten 1.000 Lehrerstellen ein fragwürdiges Unterfangen, es sei denn, sie sind für die beiden von SPD und CDU favorisierten Schulformen Gesamtschule und Gymnasium vorgesehen, denn bei dem attraktiven Lehramt Gymnasium herrscht noch kein Nachwuchsmangel, wie die Studien- und Bewerberzahlen im Vorbereitungs- und Schuldienst zeigen“.

Mit dieser Bewertung nimmt VBE Vorsitzender Franz-Josef Meyer zum Kernanliegen der zukünftigen neuen Koalitionsregierung Stellung: „Die geplante Entfristungen der Stellen in der Sprachförderung und in der Inklusion sind dringend erforderlich und machen die Aufgabe für Bewerber erst attraktiv – das zeigt die aktuell nur geringe Nachfrage nach diesen Stellen“.

Mit großer Sorge betrachtet der VBE im Vertrag die Reduzierung des Lehrerbedarfs auf den schwammigen Begriff der Sicherung des „Pflichtunterrichts nach der Stundentafel“ zur Erreichung der 100 Prozent in der Unterrichtsversorgung. Dazu zählt eben nicht nur der Fächerunterricht nach den KMK-Vereinbarungen sondern gehören auch die Zusatzbedarfe, die sich aus dem Integrationsauftrag der niedersächsischen Zuwanderungsgesellschaft ergeben, als auch aus dem schulgesetzlich verbindlichen Inklusionsauftrag.

Dazu Meyer wörtlich: „ Eine in der Landesverfassung verankerte demokratische Erziehungsschule braucht angesichts der heterogenen Herkunft der Schülerschaft (jeder 3. Schüler hat einen Migrationshintergrund) ausgebildete Lehrer sowie pädagogischen Fachkräfteeinsatz und nicht nur die Sicherung eines sog. Pflichtunterrichts - es sei denn, die Politik will diese Tatsache ignorieren“.

Der VBE stellt fest, dass auch der Abbau der Überbeanspruchung von Lehrern und Schulleitungen angesichts der gemeinsamen Verantwortung für die Schulqualität in wagen Versprechungen und bei halbherzigen Beschlüssen bleibt. Die Empfehlung der Arbeitszeitkommission ignoriert die tatsächliche Überlastungen der Kollegien. Lehrkräfte der HS, RS, OBS und Förderschulen finden gar keine Berücksichtigung. Die angedeutete Anhebung der Altersermäßigung (55 Jahre) ist eine ausgesetzte Bringschuld früherer Landesregierungen.

Die in Aussicht gestellte Anhebung der Besoldung der Schulleitungen auf mindestens A13 (GS) ist angesichts der Entwicklung in NRW (A14) zu gering, spart die Konrektoren aus und löst nicht den Bewerbermangel bei den Leitungen und beim Lehrernachwuchs.

„Wir erwarten von den Koalitionsfraktionen SPD und CDU und der neuen Landesregierung statt hinhaltenden Versprechungen und Prüfaufträgen schnelles Handeln. Die Qualität des niedersächsischen Schulwesens muss jetzt durch einlösbare Gelingensbedingungen und attraktiver Besoldung/Entlohnung der Lehrkräfte und der pädagogischen Fachkräfte zukunftstauglich gesichert werden“, so Meyer abschließend.

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