24.06.2022

VBE-Landesvorsitzender Franz-Josef Meyer zum nationalen Bildungsbericht:

„DAS KARTENHAUS SCHULE DROHT ZUSAMMENZUBRECHEN!“

- Niedersachsen braucht dringend Lehrkräfte – VBE fordert „Sondervermögen Bildung“ -

 
 

„Die Ergebnisse des nationalen Bildungsberichtes* bestätigen, was schon lange bekannt ist: Die Schulen leiden seit Jahren unter einem erheblichen Lehrkräftemangel. Jetzt rächt sich, dass die Länder – auch Niedersachsen – immer wieder die Situation schöngeredet haben. Wie groß der zu erwartende Mangel an Lehrkräften tatsächlich ist, hat die vom VBE in Auftrag gegebene und von Prof. Klemm durchgeführte Studie kürzlich erst gezeigt. Hiernach werden im Jahr 2035 bis zu 15.000 Lehrkräfte allein in Niedersachsen fehlen**. Wenn die Politik nicht endlich Antworten findet, wird das System Schule wie ein Kartenhaus zusammenfallen“, so Meyer in der Bewertung des Bildungsberichtes.

Es reicht nicht mehr nur an den Symptomen zu kurieren, sondern es muss endlich eine bundesweite Fachkräfteoffensive erfolgen, die kurzfristige, mittelfristige und langfristige Perspektiven zur Beseitigung des Lehrkräftemangels aufzeigt.
Die Lage ist dramatisch. Die Vorschläge aus der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission, die Teilzeit massiv zu beschränken oder die Klassengrößen anheben sind nicht praxistauglich und zielen letztlich auf zusätzliche Belastungen für die ohnehin schon überbeanspruchten Lehrkräfte. Das lehnt der VBE entschieden ab.

Meyer dazu: “Was wir wirklich brauchen sind kleinere Lerngruppen, wenn der Anspruch auf individuelle Förderung keine leeren Worte bleiben sollen und die gesundheitliche Überbelastung der Lehrkräfte nicht zu einer weiteren Reduzierung des Personals führen soll. Ohne massive Investitionen in das Bildungssystem wird sich das Problem nicht lösen lassen. Ein „Sondervermögen Bildung“ in gemeinsamer Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen ist mehr als überfällig.“

Der VBE warnt davor zur kurzfristigen Gewinnung von zusätzlichem Personal an der Stellschraube zur Berechnung der Unterrichtsversorgung zu drehen oder Kürzungen bei den Förderstunden
vorzunehmen. Quereinsteiger aus Metallberufen oder dem Gastgewerbe als „Praxislehrkräfte“ mit eigenverantwortlichem Unterricht ohne pädagogische Vorerfahrung in die Schulen zu holen forciert nicht nur die Entprofessionalisierung des Lehrerberufes, sondern führt auch zum massiven Absinken bei der Unterrichtsqualität. Ausbaden müssen dies wieder einmal unsere Schülerinnen und Schüler.

Meyer abschließend: “Kurzfristig kann pädagogisches Personal die Schulen zusätzlich unterstützen. Dazu müssen bestehende Verträge unbürokratisch erweitert oder verlängert werden und neue Verträge kurzfristig ermöglicht werden. Bezahlte Mehrarbeit sowie die vom VBE schon lange geforderte Anhebung der Zuverdienstgrenze für Pensionäre könnten ebenfalls helfen.
Langfristig hilft nur eine Ausbildungsoffensive mit Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufes, um junge Menschen für das Lehramt zu gewinnen sowie eine grundlegende Reform der Lehrerausbildung vom Studium über den Vorbereitungsdienst bis hin zum Berufseinstieg. Das ist ein langer Weg. Wir müssen ihn aber jetzt beginnen, ansonsten führt unser Bildungssystem in eine Bildungskatastrophe.“

*https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/nationaler-bildungsbericht-2055540
** https://www.vbe.de/service/expertise-lehrkraeftebedarf-angebot-bis-2035

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